In der Westminster Abbey haben sich bereits viele historische Stunden der britischen Monarchie zugetragen – so fanden hier zum Beispiel 26 königliche Hochzeiten und 38 Krönungszeremonien statt. Außerdem wurden hier Hunderte bedeutende Persönlichkeiten der britischen Geschichte zur letzten Ruhe gebettet.
Von außen erweckt die Westminster Abbey trotz der reich verzierten Fassade manchmal einen irgendwie strengen Eindruck, der wohl auf die Ehrfurcht gebietenden Zwillingstürme in imposantem gotischen Stil zurückzuführen ist. Sobald Sie jedoch das mächtige Portal durchschreiten, tauchen Sie ein in die jahrhundertealte Geschichte des Bauwerks, die von einem historisch gewachsenen Sammelsurium aus unterschiedlichen Objekten lebendig dargestellt wird. Die ältesten Teile der heutigen Westminster Abbey stammen aus dem Jahr 1245, wobei der allererste Kirchenbau an dieser Stelle noch älteren Datums ist und bereits 1042 unter König Eduard dem Bekenner errichtet wurde. Die Konstruktion der aktuellen Kirche kam nur langsam voran und wurde immer wieder durch Hungersnöte und Revolutionen unterbrochen, sodass verschiedene Ergänzungen in unterschiedlichen Stilepochen vorgenommen wurden. Der etwas willkürlich anmutende Stilmix fügt sich dennoch zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen und bildet in seiner Gesamtheit eine religiöse Stätte, an der die großen Zeitalter der Menschheitsgeschichte aufeinandertreffen.
Es wäre beinahe ein Frevel, unachtsam und ohne ausreichend Zeit durch die Abbey zu hetzen, also planen Sie am besten mindestens einen halben Tag ein, um die unzähligen Schätze dieses Bauwerks zu erkunden. Stellen Sie sich die 38 Königinnen und Könige vor, die anlässlich ihrer Krönung auf dem mächtigen, aber ziemlich unbequem wirkenden Krönungsstuhl Platz genommen haben. Viele von ihnen liegen mittlerweile zur letzten Ruhe gebettet in den königlichen Gräbern im Kirchenschiff. In der Nähe des Westportals können Sie über die bewegenden Worte und großen Taten von Winston Churchill sinnieren, für den dort eine Gedenktafel in den Boden gelassen ist. Unweit davon entfernt können Sie am Grab des unbekannten Soldaten, das von rotem Klatschmohn umrahmt wird, den britischen Gefallen des Ersten Weltkriegs Ihren Respekt erweisen. In der Poet's Corner, der „Dichterecke“, können Sie dagegen die Gräber der wirklich Großen der englischen Literatur besuchen. Bestattet wurden hier neben vielen weiteren bedeutenden Literaten auch William Chaucer, T. S. Eliot, Charles Dickens und Thomas Hardy.
Viel Interessantes gibt es bei einem Besuch im ältesten Teil der Abbey zu sehen. Die Unterkirche stammt aus dem 11. Jahrhundert und beherbergt in ihren steinernen Gewölben heute ein Museum, in dem viele interessante Objekte wie Königsporträts, Totenmasken und historische Kleidung ausgestellt sind. Anschließend können Sie bei einem meditativen Spaziergang im College Garden auf den Spuren mittelalterlicher Mönche wandeln.
Ein Gottesdienstbesuch in der Westminster Abbey könnte zu einem Highlight Ihres Londonbesuchs werden. Allerdings sollten Sie dabei bedenken, dass an besonderen Feiertagen wie Weihnachten eine vorherige Reservierung erforderlich ist. Wenn Sie die Abbey außerhalb der Gottesdienstzeiten besichtigen möchten, erhalten Sie am Nordportal einen kostenlosen Audioguide. Es sind auch geführte Rundgänge verfügbar. Aber egal, in welcher Form Sie die Abbey besuchen, denken Sie daran, dass Fotografieren streng verboten ist und dass die Temperaturen im Inneren der Kirche im Winter ziemlich frostig werden.
Die Westminster Abbey befindet sich mitten in London, direkt neben den Houses of Parliament und Big Ben. Außer sonntags, wenn Gottesdienste abgehalten werden, sind Besichtigungen jeden Tag möglich. Die nächstgelegenen U-Bahn-Haltestellen sind St. James's Park und Westminster.